„Lass dir nicht von deinen Händen vorschreiben, was du spielst. Lass sie die Musik in deinem Kopf spielen!“
Schon mal versucht eine bekannte Rhythmusfigur mit einer anderen Kombination deiner Händen und Füße zu spielen? Obwohl du immer die exakt gleichen Noten spielst, werden sich nicht alle Kombinationen gleich gut anfühlen. Die Fähigkeit Rhythmen mit unterschiedlichen Handfußkombinationen zu spielen, und trotzdem immer zu grooven, trennt den Schlagzeuger von allen anderen Musikern.
Das Konzept der Stickings setzt genau hier an: Mit welcher Fußhandkombination spielen wir einen Rhythmus? Es geht um die Schlagreihenfolge deiner Gliedmaßen. Anders als andere Instrumente hat der Schlagzeuger bekanntlich 4 Gliedmaßen zu Verfügung, welche er beliebig kombinieren kann. Oder besser: Welche er in einer bestimmten Art und Weise kombinieren muss, um einen Groove zu spielen. Das Erlernen dieser Unabhängigkeit der Gliedmaßen ist ein zentrales Thema des Übens am Schlagzeug.
Die Bedeutung von Stickings spiegelt sich auch in den Schlagzeug–Rudiments wieder, welche die Grundbausteine des Schlagzeugspielens abbilden sollen. Diese werden aus Einer-, Doppel- und Dreifachschlägen gebildet.
Beispiel 1: Die drei wichtigsten Rudiments
Diese drei Rudiments sollte jeder Drummer kennen. Sie zeigen, dass wir grundsätzlich Rhythmen mit unterschiedlichen Stickings spielen können. Die klassischen Sticking Übungen – wie sie in de Rudiments abgebildet werden, beschäftigen sich klassisch mit Rechts/Links Kombinationen: Kein Wunder! Schließlich wurden sie für das spielen der Snare Drum konzipiert und von Sanford A. Moeller 1956 zusammengefasst.
Für das moderne Schlagzeugspielen können die Übungen auf alle Handfußkombinationen übertragen werden. Und es macht Sinn alle Kombinationen gleichmäßig zu trainieren. Dies führt im Übrigen auch zu einer ausgewogenen Entwicklung aller Gliedmaßen. Wichtig: Stickings sind weder mit einer spezifischen Akzentstruktur noch einer bestimmten Orchestrierung verbunden! Es geht einzig um die Frage, mit welcher Hand oder Fuß eine Note angespielt wird.
Beispiel 2: Kombinationen von Händen (R, L) und rechtem Fuß (K)
Eine berechtige Frage: Warum lernen wir eigentlich Stickings? Es gibt viele Drummer, die sich nicht intensiv mit Stickings oder Rudiments auseinandersetzten. Das hat einen einfachen Grund: Eigentlich kann man das meiste mit RLRL Kombinationen spielen!
Allerdings eben nicht alles. Und nebenbei entwickelst du ganz selbstverständlich eine neue Dimension von Groove.
(1) Flexibilität am Set
Stickings muss man lernen. Ihr Vorteil: Sie machen dir vieles sehr viel einfacher. Doppelschläge und Handwechsel lassen dich über dein Set von links nach rechts fliegen. Stelle dir vor, dass deine Arme und Beine wie ein Uhrwerk nahtlos ineinandergreifen. Bei keinem Rhythmus dieser Welt, behindern sie sich gegenseitig. Genau dies geschieht, wenn du Stickings verwendest. Damit sind sie die Grundlage für eine ganze Reihe neuer Melodien auf deinem Schlagzeug und ermöglichen dir eine nie für möglich gehaltene Geschwindigkeit.
(2) Entspanntes Spielens
Einmal gelernte Stickings machen dein Spiel aber nicht nur flexibler. Sie machen es entspannter. Du brauchst schlicht weniger Bewegung hinter den Kesseln. Das hat unmittelbare Auswirkungen darauf, wie Zuschauer und Mitmusiker dich wahrnehmen und wie du dich selber fühlst. Weniger Bewegungsaufwand bedeutet aber auch präziser zu spielen.
(3) Kreativität
Neben Zahlen und Singen bieten dir Stickings eine Möglichkeit, in einem Lied, nicht die Orientierung zu verlieren. Gerade bei ungeraden Gruppen oder Takten können sie goldwert sein. Da ein Sticking keine bestimmte Orchestrierung vorgibt, bietet sie viele verschiedene Anwendungen auf dem Instrument. Dies ist wieder eine nicht zu unterschätzende Quelle von neuen kreativen Möglichkeiten.
Tipps für die Anwendung von Stickings:
#1 Grundsätzlich willst du nach einem Fill mit der rechten Hand auf der 1 landen. Damit sollte der letzte Schlag des Fills mit links gespielt werden.
#2 Verwende Stickings mit Handwechsel -z. B. Paradiddle -, um auf deinem Schlagzeug die Richtung zu wechseln.
#3 Doppelschläge verschaffen dir Zeit für deine andere Hand: Sei es für einen Akzent oder für eine längere Bewegung von einer Seite des Schlagzeugs zur anderen.
#4 Obwohl streng genommen ein Sticking mit keiner spezifischen Akzentstruktur verbunden ist, so gibt es geläufige Spielweisen. Grundsätzlich bietet es sich an, die Doppelschläge leise und Akzente als Einzelschläge zu spielen
Übungen für deine Übungsroutine
1.Basic Stickings
Mit dieser Übung trainierst du systematisch die Unabhängigkeit deiner Gliedmaßen. Dabei werden nur gleich laute Einzel- Doppelschläge verwendet!